Haltlos.

Sie geht durch die Strasse, beschleunigt ihren Schritt. Sie rennt. Ziellos, atemlos. Sie rennt, als ob sie um ihr Leben rennen müsste. Vielleicht muss sie das auch. Vielleicht hilft ihr das Tempo auch ihre Änste und die Traurigkeit nicht wahrnehmen zu müssen. Alles zieht an ihr vorbei, sie erkennt nur die Umrisse, nur die Schatten ihrer Gefühle. Sie lässt Abzweigungen hinter sich, die rote Ampel sieht sie nicht. Manchmal und auch nur für kurze Momente, kommt sie zur  Vernunft, drosselt das Tempo. Dann wird es ruhig. Und in ihrem Kopf ist es leer. Jedenfalls scheint es ihr so, denn eigentlich ist es keine Leere, sondern die Unfähigkeit die Gedanken zu fassen, sie zu ordnen und zu einem Bild entstehen zu lassen, welches einen Sinn gibt. Welches ihrem Leben einen Sinn gibt. Den Sinn, den sie unlängst verloren hat. Beim unsinnigen Rennen, beim Herumierren in den Strassen ihrer Stadt. Sie lässt sich nicht zurückhalten und hält an Dingen fest, die ihr doch keinen Halt geben. Im Moment vermögen diese Dinge sie zu beruhigen, doch sie nähren sie nicht. Deshalb rennt sie einfach weiter, denn jede ruhige Minute erinnert sie daran, dass sie kurz vor dem Zusammenbrucht steht. Sie merkt nicht, wie ihr die Energie langsam aus ihrem Körper und ihrer Seele entweicht. Sie rennt und wartet darauf, dass sie fällt, dass es nicht mehr weiter geht. Und ob sie dann aufstehen und langsam weiter gehen wird und ob sie ihren Gefühlen einen Raum und die Zeit gibt oder ob sie liegen bleiben wird, das weiss sie nicht. Eigentlich weiss sie gerade gar nichts. Ausser vielleicht, dass sie eigentlich keine Hochleistungssportlerin ist.

Hinterlasse einen Kommentar